11. APRIL 2020

Gedanken am Samstag der Karwoche

Wohl noch nie in unserer Lebenszeit war der Samstag der Karwoche so erfahrbar wie dieses Jahr – als Stiller Samstag. Schon die ganze letzte Woche ging es still und ruhig in unseren Straßen zu. Heute schweigen auch die Glocken. Vielleicht eine Chance, ein bisschen nachzudenken?


Matthäus berichtet in seiner Passionsgeschichte davon, dass Pilatus Soldaten abgeordnet hatte, um das Grab Jesu zu bewachen. Auch auf das Drängen der Gegner Jesu hin wollte er absolut sicher sein, dass Jesus auch im Grab bliebe. Er war misstrauisch. „Da habt ihr die Wache, geht hin und bewacht es, so gut ihr könnt“ (Matthäus 27,65). Wer misstrauisch ist, kann nicht vertrauen und muss sich absolut absichern, in jeder Hinsicht. Aber selbst bei der totalen Absicherung bleibt das Gefühl zurück: es gibt keine absolute Sicherheit. Das gilt auch für uns:  was auch immer wir unternehmen, sei es, um uns persönlich abzusichern oder sei es, um Klarheit für die Zukunft zu bekommen.
Wie wäre es, diesen Stillen Samstag zu nützen, um unser eigenes Misstrauen zu überdenken? Wie schnell kommen abwehrende Gefühle gegen andere in uns hoch, wie tief sind Vorurteile, die sich in Misstrauen verwandeln? Wir gerne halten wir uns an irgendwelche Nachrichten, die uns Sand in die Augen streuen, weil wir uns selbst misstrauen? Wie gerne wollen wir absolute Sicherheit, um die Ungewissheit, die zum Leben gehört, nicht aushalten zu müssen?

Dabei ist Vertrauen das Beste, was wir für uns tun können, denn es gibt Halt und es gibt Haltung. Das Vertrauen, dass, was auch immer geschieht, Gott es letztendlich gut mit uns meint, mit unserem Leben, unserer Umgebung, unseren Mitmenschen, ja, mit dieser Welt.
Frauen kamen an das Grab Jesu, um ihn zu balsamieren. Sie wussten, was sie an ihm hatten und sie vertrauten, dass er weiterwirken würde. Und das hat sich dann ganz überraschend, unvermutet und unvorhergesehen gezeigt. Ostergeschichten sind Vertrauensgeschichten.


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Samstag vor dem Osterfest.

 

Ihr

 

Klaus-Dieter Kottnik

 

 

Klaus-Dieter Kottnik ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche in Ruhe und Bundesvorsitzender der Bahnhofsmission.

 

Schreiben Sie ihm unter kd.kottnik@remove-this.bahnhofsmission.de